
Wer ist es eigentlich, der deine Gedanken beobachtet?
Vielleicht hast du es schon einmal erlebt: Ein Moment der Stille, in dem du bemerkst, dass du denkst. Vielleicht dachtest du: „Oh, interessant, das denke ich gerade.“ Oder du hast dich dabei ertappt, wie dein Geist rastlos von einem Gedanken zum nächsten springt. Doch wer ist es eigentlich, der diese Gedanken bemerkt? Wer ist dieser stille Zeuge im Hintergrund, der all das beobachtet, ohne selbst Teil des Gedankenstroms zu sein? Diese Frage ist nicht nur faszinierend – sie ist vielleicht das tiefste Mysterium unseres Erlebens.
Was ist das Beobachter-Selbst?
Das Beobachter-Selbst ist der Aspekt in dir, der wahrnimmt, ohne zu analysieren. Es ist nicht die Stimme in deinem Kopf, die deine Gedanken kommentiert, sondern das Bewusstsein, das diese Stimme bemerkt. Man könnte es mit dem Himmel vergleichen, während Gedanken und Emotionen wie vorbeiziehende Wolken sind. Der Himmel bleibt immer da, egal, was gerade hindurchzieht – doch wir identifizieren uns meist mit den Wolken und nicht mit dem Raum, der sie enthält.
Ein Beispiel aus dem Alltag
Stell dir vor, du sitzt an einem Fluss und beobachtest das Wasser, das an dir vorbeiströmt. Die Strömung trägt Blätter, Äste und manchmal auch größere Objekte mit sich. Du kannst einfach nur das Fließen wahrnehmen – oder du beginnst, die Objekte zu bewerten: „Dieses Blatt ist schön, dieser Ast stört mich.“ In dem Moment, in dem du urteilst, bist du nicht mehr reiner Beobachter, sondern in eine gedankliche Bewertung eingetreten. Das Beobachter-Selbst ist nicht das Urteil, sondern der stille Raum, der alles wahrnimmt, ohne es zu verändern.
Warum ist es so schwer, das Beobachter-Selbst zu erfahren?
Unser Geist ist darauf trainiert, zu denken, zu analysieren und zu interpretieren. Das ist in vielen Situationen nützlich – aber es macht es schwer, einen Zustand reinen Gewahrseins zu erreichen. Sobald du versuchst, das Beobachter-Selbst zu „erfassen“ oder es bewusst „festzuhalten“, wird es zu einem neuen Gedankenobjekt, das du bewertest – und du verlierst es.
Hast du jemals den Moment erlebt, in dem du völlig in eine Tätigkeit vertieft warst – vielleicht beim Musizieren, Malen oder einfach beim Betrachten eines Sonnenuntergangs – und plötzlich eine Stimme in deinem Kopf sagte: „Oh, das ist ja gerade schön“? In diesem Augenblick geschieht etwas Merkwürdiges: Die reine Erfahrung wird unterbrochen. Du bist nicht mehr einfach nur da, sondern kommentierst das Erlebte – und mit diesem Kommentar rutscht dein Bewusstsein wieder in den gewohnten Modus des Denkens und Bewertens.
Genau hier liegt die Herausforderung des Beobachter-Selbst: Es ist flüchtig. Sobald du es erkennst und benennst, hast du es bereits wieder verloren.
Wege, das Beobachter-Selbst bewusst zu erfahren
- Achtsamkeit im Alltag: Momente bewusst wahrnehmen, ohne sie zu benennen oder zu bewerten.
- Meditation: Sich auf den Atem oder die reine Wahrnehmung konzentrieren, ohne Gedanken zu verfolgen.
- Körperliche Präsenz: Bewegung, Musik oder Kunst als Zugang zur direkten Erfahrung nutzen.
- BE LIGHT-Erfahrung: Über BE LIGHT kann das Beobachter-Selbst sehr deutlich und über längere Zeiträume erfahren werden. Wenn das Denken vollständig zur Ruhe kommt, öffnet sich der Raum für eine tiefe Wahrnehmung jenseits der üblichen gedanklichen Muster.
Fazit
Das Beobachter-Selbst ist immer da, doch es entzieht sich, sobald du es greifen willst. Es ist wie ein Schatten im Augenwinkel – sobald du hinschaust, verschwindet es. Doch mit Übung kannst du lernen, es immer wieder zu erfahren, auch wenn es nur für kurze Augenblicke ist. Und vielleicht ist genau das die Kunst: nicht daran festzuhalten, sondern sich von Moment zu Moment immer wieder für die Erfahrung zu öffnen.